Leben in besonderen Zeiten - Die Krone

Die Krone

 

Sonnenlicht zaubert ein Schattenspiel durch knospendes Grün.

 Wie ein Neubeginn besticht der hellgelbe Tag mit seiner Frische.

 

Füße stehen in zähem Teer. Langsam, als hätte er 1000 Beine,

kriecht er die Waden hoch, bemächtigt sich der Köpfe, verklebt das Denken.

 

Ein Lied in allen Ohren. Die Hörigen nicken im Takt.

Das Ziel definiert, alle auf Spur gebracht.

 

Einer längst vergessenen Tugend wird das Zepter gereicht.

Der Arm gestreckt, weist nicht zum Gruß, auf den, der das Miteinander vermisst.

 

Angst steht hinter jeder Ecke. Alle klatschen.

Applaus lässt sie wachsen. Wohlgenährt steht sie satt.

 

Sie hat den Tod im Schlepptau, kommt bedrohlich daher.

Die Welle der Konformität schwappt über. Wir versinken im Einheitsmeer.

 

Hinter Fassaden aus Stoff versteckt. Die Münder verschlossen.

Die Gedanken noch frei, doch wer spricht, wird mit Worten beschossen.

 

Grau steht er da, gebrechlich die Beine.

Er nestelt in der Tasche und findet doch keine Scheine.

 

Wie ein Zug in voller Fahrt kommt der Husten aus seiner Kehle geschossen.

Alle Augen in Starre. Er wird mit Blicken erschossen.

 

Wir tanzen auf Balkonen, um Regen zu zaubern.

Der Zauber ist ein Spuk. Er verpufft in lauwarmer Luft.

 

Verantwortung liegt in Fässern ohne Boden. Sie wiegt schwer.

Niemand möchte sie halten. Alle verbogen.

 

Die Krone passt auf viele Köpfe. Sie wird im Kreis gereicht.

Schuld schmeckt bitter. Süßes Leben ist das Himmelreich.